Wie Tactical Table War entstand...
Die Idee, ein eigenes Brettspiel zu entwickeln, entstand während des Corona-Lockdowns. Als persönliche Treffen nicht mehr erlaubt waren, wandte ich mich den PC-Strategiespielen zu, die ich in meiner Jugend oft gespielt hatte. Dabei kam mir der Gedanke, das es genial wäre, ein Brettspiel zu haben, das die gleichen Mechaniken wie diese PC-Spiele aufgreift. Da ich kein Spiel fand, das meinen Vorstellungen entsprach, beschloss ich, selbst eines zu entwerfen – schließlich hatte ich während der Ausgangssperre genug Zeit. Als Inspirationsquelle dienten mir Spiele wie Age of Empires, Stronghold, Battle Realms und Siedler. Wer diese Titel kennt, wird das Spielprinzip schnell wiedererkennen.

Das Konzept
Schnell entstand ein Konzept in meinem Kopf, und ich fand relativ rasch eine passende Spielmechanik. Also begann ich, einen ersten Prototypen mit Stift und Schere aus Papierschnipseln zu basteln. Aus sehr vielen  Papierschnipseln… mehrmals… bis es gepasst hat.

Die ersten Endlos-Puzzleteile
Um die über 100 Spielplättchen stabil und verschiebesicher zu machen, entschied ich mich, ein Endlospuzzle anstelle einzelner Landschaftsplättchen zu verwenden. Ich bestellte Spielfiguren und ein Holz-Endlospuzzle und hatte damit meinen ersten Prototypen.  Beim Spielen mit dem Prototypen stellte ich fest, dass Hexagons für das Spiel besser geeignet sind, da sie die Bewegungsdistanzen der Figuren realistischer abbilden als Vierecke.

Die Suche nach geeigneten Hexagons
Nun begann die Suche nach einem Hersteller, der sechseckige Endlospuzzles produzieren konnte – egal ob aus Holz, Plastik, Karton oder sontigen Materialien. Ich kontaktierte Produzenten aus Deutschland, der Schweiz und Österreich sowie große Puzzle- und Spielehersteller. Leider stieß ich immer wieder auf das gleiche Problem: Entweder waren die Kosten für Kleinauflagen zu hoch, oder meine Anfragen wurden aufgrund der geringen Stückzahl direkt abgelehnt. Wochenlang suchte ich nach einer Lösung, bis ich kurz davor war aufzugeben. Schließlich unternahm ich einen letzten Versuch und suchte erneut nach Firmen in meiner Heimatstadt Villingen-Schwenningen. Zufällig stieß ich dabei auf eine Offset-Druckerei, die online eine neue Maschine für den individuellen Zuschnitt von Karton präsentierte. Ich dachte mir, dass ich genau so eine Maschine brauche, um meine Teile fertigen zu können, also schrieb ich die Firma an... Die Maschine war nicht geeignet – einer von vielen Irrtümern der letzten Jahre, da ich keine Ahnung von der Produktion und Verarbeitung von Karton hatte. Ich musste mich in alles einarbeiten und lernen, worauf es ankommt. Allerdings wurde ich von der Offsetdruckerei beraten, wie es vielleicht – aber auch nur vielleicht – möglich wäre; ein Risiko also. Dabei wurde ich an die Firmen vermittelt, die ich für die Herstellung der Teile benötigte.

Produktion via Stanzwerkzeug
Ich suchte jemanden, der mein Design des Puzzleteils professionell für die Herstellung eines Stanzwerkzeugs zeichnen konnte, und besprach die Zeichnung mit einem Stanzwerkzeughersteller in der Nähe von Trossingen. Dabei lernte ich, dass die Form der Stanzwerkzeuge gebogen wird und nicht alle Puzzle-Layouts die ich mir vorstellte möglich sind, was bedeutete, dass ich die Form des Puzzleteils ändern musste. Zudem führt das Biegen dazu, dass nicht jede Form exakt gleich ist. Daher waren zwei Testwerkzeuge erforderlich, um die Toleranzen der Puzzleteile so zu optimieren, dass jedes Puzzlestück nahtlos in jedes andere passte. Parallel dazu begann mit der Offsetdruckerei und der Firma, die später die Teile stanzen sollte, die Suche nach einem geeigneten Material und der richtigen Bogengröße. Da die Maschineneinrichtungskosten es erforderten, dass der Druck auf jedem Bogen identisch ist und das Spiel je nach Bogengröße auf ein bis drei Bögen gedruckt werden musste, musste ich jedes Mal die Zubehörteile des Spiels neu kalkulieren. Auch der Druckaufbau des Stanzwerkzeugs musste jedes Mal angepasst werden, je nachdem, welches Material verwendet wurde. Durch diesen Prozess mussten zudem einige Spielregeln geändert werden, da nicht alles wie ursprünglich geplant umgesetzt werden konnte. Dieser Prozess zog sich über mehrere Monate hin. Doch schließlich stand fest: Das Spiel ist produzierbar und funktioniert! Am Ende war ich froh, dass ich die gesamte Produktion in Deutschland und sogar regional umsetzen konnte. Es ist mir wichtig, dass das Geld im Land und bei den Menschen bleibt, und das möchte ich auch in Zukunft beibehalten.

Holz und Laser
Im Einklang mit der regionalen Schwarzwald-Produktion und dem Gedanken der Nachhaltigkeit entschied ich mich, für die Erstauflage das Insert aus Holz lasern zu lassen. Das Insert enthält eine praktische Einkerbung, in der ein Folienstift aufbewahrt werden kann. Dieser wird im Spiel genutzt, um die Einheitenwerte individuell zu gestalten, was zusätzliche strategische Tiefe ermöglicht.

Farbeimer und Pinselstriche
Für das Design suchte ich online nach Freelancern. Aufgrund der Kosten musste ich auf Designer aus Argentinien und Indonesien zurückgreifen, was mit sprachlichen Barrieren verbunden war.  Perfekt, dass ich mit meinen 20 spanischen Wörtern in meinem Wortschatz sowie meinen nicht vorhandenen Indonesischkenntnissen den Grafikern bis ins kleinste Detail erklären konnte, was ich grafisch benötige. Danke, Google Translator, für die vielen Missverständnisse ;-). Symbole, Verpackung, Einheitenkarten und Anleitung haben mir dann aber Bekannte aus Deutschland und der Schweiz nach meinen Vorstellungen erstellt.

Die Testspielphase
Mit den ersten Prototypen begannen die Testspiele, und es wurden auch Dreispielerpartien sowie zahlreiche weitere Testspiele durchgeführt. Mein Konzept, dass sich jedes Spiel anders spielt, je nachdem, welche Tischgröße man nutzt und wie weit die Burgen auseinanderliegen, ging auf. Jede Partie ergab eine völlig andere Landschaft, was es wirklich spannend machte, die Testspieler zu beobachten.

Die Produktion steht

Die Produktion stand, die Teile ebenfalls – aber schreibt mal eine Spieleanleitung für ein Strategiespiel! Nach jedem Testspiel, bei dem die Spieler nach Anleitung spielen sollten, habe ich die Anleitung umgeschrieben und von einem Germanisten korrigieren lassen. Ich denke, nach Version 3.7 (angefangen bei 0.0) kann man das Spiel verstehen. Falls nicht, liegt der Anleitung meine E-Mail und ein QR-Code zur Spielgemeinschaft bei, sodass man nicht nur Nachfragen kann, sondern auch gleichzeitig neue Kontrahenten finden kann.

Zuletzt habe ich die beiliegenden Einheitenkarten selbst über mehrere Stunden laminiert. Da die Verpackung mit den extra angefertigten Tableaus zu groß und zu flach geworden wäre, gibt es nun eine kleinere Packung, und ich drücke für jeden Käufer 168 Stanzteile aus. Anschließend wird das Ganze händisch verpackt.

Das Resümee der Heldentat

Am Ende waren neben mir insgesamt fünf Firmen aus dem Schwarzwald, eine Firma aus der Schwäbischen Alb und ein weiterer Hersteller im bayerischen Allgäu für die Würfelproduktion beteiligt – hier suche ich noch nach einem regionalen Anbieter. Zudem waren zwei Freelancer und vier Bekannte in das Projekt involviert.

In den letzten zwei bis drei Jahren lief nicht immer alles nach Plan, und man konnte nicht an jedes Detail denken. Dennoch habe ich dabei viel gelernt und kann nun stolz ein regionales und ansprechendes Strategiebrettspiel präsentieren. Die Spieleteile sind hochwertig im Offsetdruck gefertigt und beidseitig mit einer kratzfesten Folie überzogen, um ihre Haltbarkeit zu gewährleisten. Zudem gibt es ein gelasertes Insert und marmorierte Würfel aus deutscher Produktion. Am wichtigsten ist jedoch, dass ein Spielkonzept entstanden ist, das die Testspieler stundenlang fesselte und sie die Zeit vollkommen vergessen ließ